Wir hatten im letzten Magazin von der Zusammenarbeit mit MBZ berichtet. Inzwischen sind diese Einkaufsmöglichkeit und der Rabatt von einigen Mitgliedern gerne angenommen worden. Hier nun berichten wir von einem Teil das für viele Coupe-Fahrer und 280/280E-Fahrern sehnlichst erwartet wurde und bei MBZ verfügbar ist.
Der Einbauversuch wurde von Mitglied Peter Gampenrieder aus München durchgeführt und wir fassen gemeinsam die Erfahrungen zusammen.
Bild 1: Durchrostung an Stoßfängerecke hinten am C123 230CE von Peter
Bild 2: Unterrostung an Stoßfängerecke hinten am C 1123 230 CE von Peter
Die Bilder 1 und 2 zeigen die typischen Korrosionsschäden an den Stoßfängerecken. Meist kommen zuerst unterhalb der Gummistoßleiste die Rostspuren. Es gibt noch schlimmere Beispiele als das gezeigte.
Bei Mercedes gibt es hinten nur noch die Stoßfängerecke links A 123 880 03 71 zu dem stolzen Preis von 705,53 EUR + Mwst.. Die rechte Ecke und das Mittelstück sind nicht mehr lieferbar.
Vorne gibt es noch die Stoßfängerecke links A 123 880 03 70 zu 398,77 EUR + Mwst.. Auch vorne sind rechte Ecke und Mittelstück nicht mehr lieferbar.
Bei MBZ sind die hinteren Stoßfängerecken incl. Chromspange lieferbar zu regulär 229 EUR/Stück incl. Mwst. wovon W123-Clubmitglieder 10% Nachlass erhalten. Also preislich ein gutes Angebot. Die Stoßfängerecken sind aus nichtrostendem Stahl hergestellt und außen zusätzlich verchromt um eine passende Oberfläche zu erhalten.
Im Gegensatz zu anderen Versuchen anderer Anbieter die wir auch schon angesehen haben sind die Stoßfängerecken ähnlich hergestellt wie die originalen Mercedes-Ecken: zwei Hälften (Oberschale und Unterschale) sind einzeln gepresst und dann miteinander im Bereich des Gummileistenflansches miteinander verschweißt. Wir hatten schon Muster von Alternativen welche – im Zuge schnellerer und billigerer Herstellung nur 1 Schale gesamt geformt haben und den Gummileistenflansch als Einzelteil auf die Ecke aufgeschweißt haben. Das ist vor allem bei Handarbeit in Asien billiger hat aber zwei Nachteile: die Schale im Ganzen hat viel größere Ziehtiefen und damit deutliche Fließlinien und Wellen und der aufgeschweißte Gummileistenflansch ist meist zu weit von der Schale weg weil man nur so anschweißen kann. Folge ist dann eine abstehende Gummileiste.
Hier ist wie gesagt das Herstellungsverfahren richtig und den Einbau und das Ergebnis beschreibt Peter Gampenrieder:
„Seit dem Kauf meines 230 CE vor gut drei Jahren war klar, dass bei den hinteren Stoßstangenecken mittelfristiger Handlungsbedarf besteht. Eine Durchrostung [Bild 1] und zwei größere Unterrostungen [Bild 2] an den Seitenteilen der hinteren Stoßstange meines Coupé wollen nicht so recht zu einem gepflegten Fahrzeug in weitgehendem Originalzustand mit nur 154.000 Kilometern passen (siehe auch W123 Magazin, Ausgabe 2/2021).
Da kam die Nachricht der W123 Club Service GmbH sehr gelegen, dass es mit MBZ Classicparts einen Anbieter von Nachbauteilen gibt, der den Club-Mitgliedern auf sein Sortiment einen Nachlass von 10% einräumt.
Nachdem Neuteile derzeit preis- bzw. lieferbedingt de facto ausscheiden und Gebrauchtteile meist horrend teuer oder in vergleichbar schlechtem Zustand wie die Altteile sind, erscheint die MBZ-Offerte für gut ein Viertel des heutigen Neupreises zumindest finanziell als eine attraktive Offerte.
Ich war Anfang August so mutig und habe – ohne Referenzen– zwei Stoßstangenecken bestellt (als Ersatz für die OE-Nummern 123 880 04 71 bzw. -03 71). Der erste Eindruck der MBZ-Sendung ist positiv: die Chromteile kamen zeitnah an und waren sicher gegen Beschädigungen verpackt [Bild 3].
Bild 3: Teile im Anlieferzustand
Bild 4: Vergleich alt-neu außen
Bild 5: Vergleich alt-neu innen
Bild 6: Ausführung der Ecke alt-neu
Auf der Außenseite fallen die Unterschiede zunächst kaum auf [Bild 4]. Wer die Innenseite genauer betrachtet [Bild 5], sieht manuelle Verarbeitung [Bild 6]. Der Korrosionsschutz ist durch die Verwendung von nichtrostendem Stahl gegeben. Der Halter ist jedoch normaler Stahl so daß für diesen eine Nachbehandlung unbedingt empfohlen sei [Bild 7]. Ich habe mit Hohlraumversiegelung gearbeitet, zäheres transparentes Schutzwachs eignet sich wohl besser.
Bild 7: zusätzlicher Korrosionsschutz
Wie steht es um Passform und die Montage? Vorab: wir haben als eingespieltes Schrauber-Duo gut zweieinhalb Stunden für Montage und Anpassungsarbeiten gebraucht. Grundsätzlich ist die Passform befriedigend, die Löcher mussten nicht nachgebohrt werden. Einzig wenn es um das Anpassen der komplettierten Stoßstange am Fahrzeug geht, war bei den Haltern ein wenig Biegearbeit angesagt. Aber alles im Rahmen wenn man den Preis bedenkt.
Das Ergebnis kann sich insgesamt sehen lassen [Bilder 8, 9 und 10]. Dazu ist zu sagen, daß als Abnahmekriterien im Automobilbau üblicherweise Betrachtung durch stehende Person mit Abstand 1 m vom Fahrzeug und Betrachtung 30 sec vorgegeben werden. Am Besten wirkt es wenn man minimal einen halben Meter ans Fahrzeug heran geht. Bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede zum Original vor allem an den Ecken hin zum Radlauf sichtbar.
Die originale Gummileiste sitzt einwandfrei was bei anderen Nachbauten nicht der Fall ist. Die Chromspangen sitzen ebenfalls einwandfrei wobei auf der Unterseite der Spalt partiell etwas vergrößert ist aber in tragbarem Rahmen – das kommt sogar bei den Originalen manchmal vor.
Bild 8: Ergebnis im Einbau links
Bild 9: Ergebnis im Einbau rechts
Bild 10: Gesamtansicht im Einbau
Fazit: Als zeitwertgerechte Reparatur für ein Note 3-Fahrzeug sind die MBZ-Stoßstangenecken durchaus eine Überlegung wert. Für Spitzenfahrzeuge führt am Original bzw. an einer fachgerechten Instandsetzung von Originalteilen weiterhin kein Weg vorbei. Vielleicht kann der Anbieter darüber nachdenken, die Verarbeitungsqualität gerade an den vorderen Spitzen zu verbessen auch wenn es am Ende ein paar Euro mehr kostet. So hat das Produkt grundsätzlich Anerkennung verdient und dürfte derzeit die beste Möglichkeit für Ersatz sein.
Abschließend noch der Hinweis: das Mittelstück hinten wird von MBZ voraussichtlich im Frühjahr 2024 verfügbar sein.
Dr.-Ing. Manfred Rudlof und Peter Gampenrieder 15.09.2023